[1] „Noch ein weiterer Mangel haftet unserer Liste der höheren Religionen an: auch wenn wir uns auf die Hauptvertreter der Spezies beschränken, können wir nicht daran vorbeigehen, daß auch von ihnen nicht alle der skizzierten Definition vollauf entsprechen. So sind zwar Judentum, Zarathustrismus und Hinduismus fraglos höhere Religionen: dazu machen sie schon ihre Vorstellungen vom Wesen der absoluten Realität des Geistes und ihre Idealbilder von der Heranführung des Menschen an diese Realität; aber sie sind, auch nachdem sie zu höheren Religionen geworden waren, Religionen der früheren Art geblieben. Ein Jude, ein Parse oder ein Hindu zu sein heißt nicht allein, der entsprechenden Religion anzugehören, sondern auch an einem Gemeinwesen des älteren Typus teilzunehmen, in dem das »Religiöse« nicht aus dem »Weltlichen« herausgelöst worden ist; das religiöse Bekenntnis verbindet sich mit der Zugehörigkeit zu einer ethnischen Gemeinschaft oder einer Kaste, die sich nur auf Leibeserben der Mitglieder überträgt; Erwerb der Zugehörigkeit durch freiwilligen Beitritt ist nicht nur ein Akt der Bekehrung, sondern auch ein Einbürgerungsvorgang, und deswegen ist die Aufnahme erschwert und findet nur selten statt.“❬ref❭❬/ref❭